Google Penguin 3 Update - Wie entkomme ich dem Penalty?

Nach über einem Jahr relativer Stille um den Google Penguin Penalty Algorithmus erhielt er nun ein Update (Version 3.0). Seit Wochen heizte Google die Gerüchte an, dass noch in diesem Jahr ein Update zu erwarten ist. Zuletzt war es noch Gary Illyes auf der SMX East Anfang Oktober, der ein Update für die nächste Woche (“sometime next week”) ankündigte.

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Mit leichter Verzögerung bestätigte Google dann am 19.10.2014, dass am 17.10.2014 ein Update des Penguins ausgerollt wurde. John Müller erklärte einen Tag später in einem Google-Hangout, dass das Update (Google Penalty)“as far as he knows” komplett ausgerollt ist. Diese Aussage wird noch zu diskutieren sein, denn wiederum einen Tag später postete Pier Far auf Google+ folgende Nachricht:

On Friday last week, we started rolling out a Penguin refresh affecting fewer than 1% of queries in US English search results. This refresh helps sites that have already cleaned up the webspam signals discovered in the previous Penguin iteration, and demotes sites with newly-discovered spam. It’s a slow worldwide rollout, so you may notice it settling down over the next few weeks.

Pier Far, Webmaster Trends Analyst at Google

Entgegen vieler Vermutungen scheint es sich also zum einen um ein recht softes Update zu handeln, weil zumindest in den USA weniger als 1% Suchanfragen betroffen sind, und zum anderen scheint sich der Rollout langsam über die nächsten Wochen hinzuziehen.

So viel zur Aussage von John Müller vom 20. Oktober, dass der Rollout abgeschlossen sei. ;-)

So, nun werfen wir aber erstmal einen Blick auf die Fakten des Penguins.

Was war der Google Penguin gleich nochmal?

Das Algorithmus-Update Penguin (auch Pinguin-Update genannt) ist eine weitere Maßnahme von Google, um aktiv gegen Webspam vorzugehen. Zum ersten Mal wurde Googles Penguin am 24.04.2012 ausgerollt - zu diesem Zeitpunkt noch als “Webspam Update” bekannt. Google taufte das Update erst einige Tage später offiziell mit dem internen Projekt-Namen Penguin, da man eventuell verhindern wollte, dass sich der von Danny Sullivan (Chefredakteur von Search Engine Land) ins Spiel gebrachte Name “Titanic” etabliert.

Vielen Webmastern, die von Penguin betroffen waren, hätte der Name “Titanic” sicher mehr aus der Seele gesprochen.

Eingeführt wurde der Penguin, um gegen “überoptimierte Webseiten” vorzugehen und diese entsprechend in den Suchergebnissen herabzustufen bzw. zu entfernen. Im Fokus stehen hier Techniken wie Keyword-Stuffing, automatisch generierter Content, versteckter Content, trügerische Weiterleitungen (sog. sneaky redirects), Cloaking und unnatürlich wirkende Backlink-Profile. Also geht es in erster Linie um Verstöße gegen die Google Webmaster Richtlinien.

Zu 100% wissen wir natürlich alle nicht, welche Signale der Penguin wie gewichtet. Feststeht, dass Penguin (im Vergleich zum Panda Update) ein starkes Augenmerk auf Offpage-Verstöße legt. Der Penguin hat sehr viele Webseiten abgestraft, die es mit gekauften und Anchor-Text optimierten Backlinks übertrieben haben.
Mehr zu den Auswirkungen folgt weiter unten.

Wie oft schlägt der Google Penguin zu?

Seit dem ersten Update im April 2012 gab es nur fünf weitere von Google bestätigte Updates. Vier davon erfolgten noch im Jahr 2012. Ein Jahr später gab es zwei weitere Updates und seit dem 05.10.2013 - eben bis letzte Woche - keines mehr. 

Diese lange Update-Pause führte zu großem Unmut unter SEOs und Webseiten-Betreibern. Viele Betroffene des Updates 2.1 legten nämlich umgehend mit der Beseitigung ihrer SEO-Sünden los und suchten die Rückkehr zum sauberen sogenannten White Hat SEO. Doch das brachte bis jetzt eigentlich nur geringe Sichtbarkeits-Erfolge, da es ohne neuerliches Penguin Update keine Chance auf eine Rehabilitierung der betroffenen Domain gab. Annähernd gute Rankings wie vor der Abstrafung waren faktisch nahezu unmöglich.

Wie hat sich der Penguin ausgewirkt?

Der Penguin belegt die komplette Domain mit einer “Ranking-Bremse”, die - wie gesagt - nur von einem neuerlichen Update gelöst werden kann. Er zielt ausschließlich darauf ab, Webspam aus den SERPs zu entfernen und schlechte Seiten entsprechend abzuwerten. Eine Aufwertung von guten Seiten über einen hohen Quality-Score - wie beim Panda - erfolgt hier nicht.

Im Gegensatz zu den manuellen Abstrafungen gibt es beim Penguin keine Chance über Reconsideration-Requests mit dem Google Webspam-Team in Kontakt zu treten und vorzeitig aus der Abstrafung entlassen zu werden.

Hatte der Penguin dann mal zugeschlagen, sah der Sichtbarkeitsverlauf so ähnlich aus wie z.B. bei der Domain geschenk.com:

 

 

Sichtbarkeitskurve geschenk.com nach Panda
Grafik: Searchmetrics Essentials

Auch wenn es einige wenige Beispiele gibt, dass sich Domains mit verhängter Penguin-Strafe wieder ein wenig in der Sichtbarkeit hocharbeiten konnten, so haben sich die meisten Domains sehr schwer getan, ohne aktive Bereinigung ihrer Black-Hat-Sünden wieder spürbar an Sichtbarkeit zu gewinnen. Einige haben sogar das Handtuch geworfen und ihre Projekte aufgegeben bzw. auf neue Projekte weitergeleitet.

Wie entkommt man dem Penguin nun?

Für die Ertappten:

Grundsätzlich gilt für alle die es noch nicht getan haben:

“Lest die Google Webmaster Guidelines!”

Jeder muss sich offen und ehrlich fragen, welche Schandtaten er begangen hat und sollte davon schnellst möglich Abstand nehmen.

Wichtigstes Augenmerk sollte erfahrungsgemäß auf das Thema Backlinks gelegt werden, weil hier ganz klar der Fokus vom Penguin liegt.

Ist es so, dass für die Domain optimierte Links gekauft wurden, um Pagerank zu vererben, müssen diese entfernt oder über das Disavow-Tool von Google abgewertet werden.
Ein nachträgliches Versehen der Links mit dem “nofollow”-Attribut, um die Pagerank-Vererbung auszuhebeln, kann ich nicht blind empfehlen. Denn es gibt, wie erst kürzlich in der Website-Boosting zu lesen war, Beispiele manueller Abstrafungen, bei denen “deoptimierte” Links nachträglich ebenfalls angekreidet wurden. Ein gekaufter Link bleibt eben ein gekaufter Link.
Wenn, dann sollte der Link (z.B. bei einem Advertorial) von Anfang an gemäß den Google-Richtlinien auf “nofollow” gesetzt werden.

Hat man nun den Stall “ausgemistet”, so bleibt einem leider nur das Abwarten auf den nächsten Refresh des Penguin-Algorithmus’. Dass es sich lohnt, diese Mühen auf sich zu nehmen, haben zahlreiche Recoverys bewiesen.
Ein Beispiel dafür ist auch die oben bereits erwähnte Domain geschenk.com, die mit dem Penguin #3 wieder zur alten Sichtbarkeit zurückkehrte.

Sichtbarkeitskurve geschenk.com nach Panda Recovery
Grafik: Searchmetrics Essentials

Wer dagegen seine Hausaufgaben nicht gemacht hat, der kommt einfach nicht mehr so wirklich in Fahrt, wie das Beispiel von kreuzfahrt.de zeigt:

Sichtbarkeitskurve von kreuzfahrt.de nach Panda
Grafik: Searchmetrics Essentials

Weitere Negativ-Beispiele dafür sind Seiten wie onlinekredite.cc, partnervermittlung.net, gutscheinrabatt.eu oder dansk.de.

Für die Unschuldigen:

Es gibt natürlich auch Fälle in denen nicht bewusst versucht wurde Ranking-Signale zu manipulieren. Eine Domain kann auch Opfer von sogenanntem “Negativ-SEO” geworden sein. Dabei setzen Mitbewerber schadhafte Backlinks auf die Domains ihrer Marktbegleiter, um bewusst negative Signale für den Penguin oder die Google Spam Fighter hervorzurufen.

Auch wenn Google permanent propagiert, dass es solche Attacken ganz gut erkennen würde, wird immer wieder von Domains berichtet, die unverschuldet vom Penguin (oder manuellen Link-Penalties) bestraft wurden.

Ist dem so, hilft leider kein Klagen. Auch hier muss auf eigene Kosten das Link-Profil gesäubert werden. 
Deshalb empfiehlt es sich, sein Backlink-Profil regelmäßig (mindestens einmal im Monat) zu überwachen.

Übersicht der bisherigen Penguin Updates

Penguin Update #1

  • Rollout: 24.04.2012

  • Impact: 3% aller Suchen

Gelauncht als “Webspam Algorithmus Update”. Laut Matt Cutts mit starkem Fokus auf Spamseiten, die u.a. rein zur Platzierung von Keywords und Links erstellt wurden.

Im offiziellen Blogpost liefert Google einige Beispiele, welche Contents gemeint sind:

Google Beispiel für Link-Spam Content
Grafik: Google Inside Search Blog

Penguin Update #2

  • Rollout: 24.05.2012

  • Typ: Data Refresh

  • Impact: < 0,1% der englischen Suchen

Der erste Data Refresh für den Penguin. Da ein Data-Refresh nur die Datenbasis für den Algorithmus überarbeitet, kam es hier nur zu geringen Veränderungen in den Suchergebnissen.

(Tipp: Matt Cutts beschreibt hier in seinem Blog den Unterschied zwischen Data-Refresh und Algorithmus Update aus Google-Sicht sehr ausführlich.)

Penguin Update #3

  • Rollout: 05.10.2012

  • Typ: Data Refresh

  • Impact: 0,3% der englischen und 0,4% der internationalen Suchen

Wiederum nur ein Refresh der Penguin-Datenbasis.

Penguin Update 2.0

  • Rollout: 22.05.2013

  • Typ: Algorithmus Update

  • Impact: 2,3% der englischen Suchen, international abhängig vom Spam-Level

 

Nach zwei Daten-Updates hat Google den Algorithmus selbst angepasst und nach eigenen Angaben verbessert, was etwas stärkere Verwerfungen in den Suchergebnissen mit sich zog als bei den vorherigen Refreshs.

This is the fourth Penguin-related launch Google has done, but because this is an updated algorithm (not just a data refresh), we’ve been referring to this change as Penguin 2.0 internally.

-Matt Cutts, Head of Webspam, Distinguished Engineer

So ganz überzeugt war man bei Google wohl aber doch nicht davon. Daher hat man die Google-User dazu aufgerufen, Seiten zu melden, die nach dem Update immer noch ungerechtfertig gute Rankings hatten. Siehe : Google Penguin Spam Report

Eine schöne Zusammenfassung der Auswirkungen des Google Penguin 2.0 findet ihr z.B. im Blog von Searchmetrics.

Penguin Update 2.1 (04.10.2013)

  • Rollout: 04.10.2013

  • Typ: Data-Refresh

  • Impact: 1% der englischen Suchen, international abhängig vom Spam-Level

Fast zeitgleich mit dem Hummingbird-Rollout wurde dieses Refresh des Penguins vorgenommen. Den Google-Angaben nach waren die Auswirkungen eher moderat, jedoch gab es viele Meldungen von gigantischen Sichtbarkeits-Recoverys und davon, dass viele Spam-Seiten “wie Fliegen von der Decke” fielen. Eine tiefgründige Analyse der Auswirkungen von Penguin 2.1 hat Christoph Cemper (Linkresearchtools.com) erstellt.
379 Tage lang sollte dann kein weiteres Update folgen, was - wie oben erwähnt - manche Webmaster erboste, aber auch ein Zeichen dafür sein könnte, dass Google mit den erzielten Ergebnissen doch recht zufrieden war. Und wer weiß, ob nicht doch ständig kleinere Anpassungen vorgenommen wurden, diese jedoch nicht groß für Aufmerksamkeit sorgten. Denn schon beim 2.0er Update sprach Matt Cutts von der Möglichkeit, die Filter-Gewichtungen nun nach Bedarf anpassen zu können.

We can adjust the impact but we wanted to start at one level and then we can modify things appropriately.

- Matt Cutts, Head of Webspam, Distinguished Engineer

Penguin Update 3.0

  • Rollout: 17.10.2014

  • Algorithmus Änderung

  • Impact: weniger als 1% der englischen Suchen, international noch unklar.

Rechtzeitig zum Vorweihnachtsgeschäft hat nun Google die dritte Version des Penguin-Algorithmus’ ausgerollt. Heiß ersehnt von vielen, die der Hoffnung waren nach tüchtigen Link-Abbau- und Disavow-Sessions wieder in alte Ranking-Höhen aufzusteigen.

So schnell die Nachricht vom neuen Update die Runde machte, so rasant setzte auch Ernüchterung und Skepsis ein, ob es das nun schon gewesen war?

Die bekannten Tools wie Sistrix, Searchmetrics und Seolytics waren diesmal nicht sofort in der Lage, Gewinner- und Verlierer-Analysen zu veröffentlichen, denn es gab keine großen Schwankungen in den Indexen.

Ein Grund dafür kann nun sein, dass das Update bei uns in Deutschland noch gar nicht richtig angekommen ist. Wenn man der anfangs zitierten Aussage von Pier Far glauben mag, dann wäre das eine mögliche Erklärung.

Auf der anderen Seite hieß es von Google früher immer, dass der Penguin weltweit zeitgleich ausgerollt wird und werden kann. Warum also dieses Mal nicht auch?

Unabhängig von Fars Aussage könnte man sich aber dennoch die Frage stellen, ob es unbedingt den großen “Rumms” geben muss. Pier Far nutzte in einem Tweet selbst nur die Vokabel “Refresh” und nicht “Algorithm Update”.  
Vielleicht ist Google ja im Großen und Ganzen recht zufrieden mit den Auswirkungen der zweiten Generation des Penguins und hat nun wirklich hauptsächlich nur die technischen Voraussetzungen geschaffen, um den Algorithmus in kürzeren Abständen aktualisieren zu können. John Müller und Co beteten diese potentielle Neuerung ja die letzten Tage Gebetsmühlenartig auf allen Kanälen rauf und runter.

Fazit

So richtig einschätzen kann man das heute noch nicht. Der erwartete “große Knall” war allerdings noch nicht zu verzeichnen. Ich persönlich glaube auch nicht mehr wirklich daran und halte mich an der Aussage fest, dass es sich um ein “softes Update” handelt. 

Mein Eindruck wird übrigens auch von Dr. Pete Meyers (Moz.com) bestätigt, der in seiner Penguin-Analyse zum dem Schluss kommt, dass es sich nach aktueller Datenlage nicht um ein “major update” handelt. Seiner Meinung nach will Google eventuell diese einschneidenden Updates, vor allem nach den Erfahrungen z.B. vom ersten Penguin-Update, nicht mehr haben.

Diverse Berichte von Recoverys einzelner Seiten z.B. aus UK, Australien oder Italien machen zwar die Runde, aber in Deutschland ist den Kommentaren und Reaktionen zufolge eher Ernüchterung angesagt.
Entspannung scheint leider unter den Black-Hat-SEOs zu herrschen. Im Forum BlackHatWorld.com gibt es im Gegensatz zum Penguin 2.1 kaum Aufregung und wenn, dann eher vor Freude, weil man einer Abstrafung entkommen ist. Dort lassen sich eher Einträge wie “Why I survived in Penguin 3.0” finden, wo es ehrbaren SEOs wie uns eher den Magen umdreht.

Warten wir also erst einmal die nächsten Tage ab. Sollte es neue Entwicklungen geben, werde ich den Post hier entsprechend updaten.