Blackhat SEO: Ein schmutziges Geschäft

Gibt es immernoch Blackhat-Methoden im SEO?

Wie bitte? Kann diese Aussage 2016 noch stimmen, wo doch hochwertiger Content eine immer größere Rolle spielt und Linkbuilding als totgesagt gilt? Sie kann – das zeigt ein Bericht von Patrick Stox auf searchengineland.com. Ich fasse die SEO-Horrormethoden, die der IBM SEO Specialist in der täglichen Praxis erlebt und in der Kolumne beschreibt, für euch zusammen.

Veraltete SEO-Methoden

Keyword-Stuffing ist immer noch verbreitet, insbesondere im Hinblick auf Ortsbezeichnungen. Stox nennt als Beispiel einen 800 Zeichen langen Homepage-Title, der praktisch alle Städte in einem Gebiet auflistet! Viele Websites verwenden auf zahlreichen Seiten den exakt gleichen Content und tauschen nur den Namen der Stadt aus. Da diese Seiten sogar ranken, lassen sich Kunden schwer davon abbringen. Auch versteckten oder kaum lesbaren Text gibt es immer noch – auf Webseiten, die weniger als ein Jahr alt sind.

Am schlimmsten stuft Stox Link-Spamming ein. Ob massenhaft auf lokalen News-Seiten veröffentlichte Pressemitteilungen, Link- und Artikelverzeichnisse, Web 2.0- und Video-Spamming oder der Einsatz von Programmen wie ScrapeBox, XRumer, SEnuke and GSA SER: All diese Praktiken sind nach wie vor üblich. Manchmal kommen die Spammer damit durch, aber oft genug verursacht so ein Backlink-Profil saftige Penalties.

Ein wahres Sammelbecken für Spammer ist Local SEO. Viele lokale Verzeichnisse sind Stox zufolge mit Spam und gefälschten Reviews geradezu vollgestopft. Google My Business strotzt vor Keyword-Stuffing in der Branchenbezeichnung, gut rankenden statt der eigenen Websites und falschen Profilen, UPS Store- und Regus-Büro-Adressen, mehreren Websites für das gleiche Business und zahlreichen anderen Manipulationen.

Häufige Fehler

Zu den vorsätzlichen Betrugsmaschen gesellen sich Fehler, die immer wieder gemacht werden. Viele Webseiten blocken Crawler über die robots.txt oder ein noindex-Tag. Ob das versehentlich geschieht oder im Zuge von Migrationen: Tatsache ist, dass es sehr oft vorkommt. Ebenso populär sind Website-Redesigns ohne Redirects zu setzen – erhebliche Traffic-Verluste sind die Folge. Häufig werden beim Wechsel von HTTP zu HTTPS auch falsche Redirects gesetzt, z. B. 302 statt 301. Seltener kommen der Einsatz von JavaScript Frameworks wie Angular und React sowie unsinnige Domain-Namensänderungen vor, beides hat aber negative Konsequenzen.

Zwielichtige SEO-Praktiken

Zwielichtige SEO-Praktiken entlarft

Stox listet noch eine ganze Reihe weiterer unseriöser Methoden auf, die von SEO-Agenturen angewendet werden.

  • Fragwürdige Verkaufsmaschen: So manche SEO-Firma erweckt bei Kunden den Anschein, als habe sie als Google Partner eine direkte Verbindung zu Google und mehr Einfluss, als es tatsächlich der Fall ist. Viele verkaufen auch Pakete, die den Kunden gar nichts bringen und gehen nicht auf die individuellen Bedürfnisse und Ziele ein.
  • Lächerliche Verträge: Ein SEO-Dienstleister, der sich vertraglich die Rechte an Content, Design oder sogar der Domain sichern will, ist in höchstem Maße unseriös. Die Kontrolle über alles, was mit dem Brand zu tun hat, muss natürlich beim Kunden bleiben.
  • Proprietäre CMS: Einige SEO-Unternehmen schwatzen ihren Kunden selbstgestrickte Content-Management-Systeme auf – ohne Datenbankzugriff und Exportfunktion. Der Kunde muss dann damit leben, inklusive aller Fehler wie duplicated Websites.
  • Keine Übergabe von Account-Logins: Viele Firmen verweigern die Übergabe von Login- und Kampagnen-Informationen für Web Analytics und PPC, wenn der Kunde die Agentur wechselt. Angeblich sind die Analysemethoden proprietär, aber das ist schlichtweg gelogen.
  • Private Blog-Netzwerke (PBNs), bezahlte Links und Spam: Werden Kunden immer noch als schnelle Erfolgsmethoden angedreht. Vor allem bei PBNs wird „vergessen“, auf die Risiken hinzuweisen.
  • Link-Netzwerke: Seiten, auf denen die Kunden einer SEO-Agentur auf alle anderen Kunden verlinken, sind keine Seltenheit. Gerade auf Nischen spezialisierte Unternehmen wenden diese Methode an.
  • Linkentfernung: Hier wird nach dem Gießkannenprinzip einfach alles entfernt, was der Kunde mühsam über die Jahre aufgebaut hat. Es kommt auch vor, dass Links für Unterseiten aufgebaut werden. Diese Unterseiten werden dann auf die Haupt-Website umgeleitet. Wenn der Kunde geht, einfach woanders hin.
  • Noindex-Tag: Wird vorsätzlich gesetzt, bevor eine Website übergeben wird. Besonders perfide ist die Vorgehensweise, dafür einen Passwort-Schutz im Theme-Dashboard des Kunden zu hinterlegen. Will der Kunde die Adresse in der Google Search Console auf einen SEO-Mitbewerber umleiten, ist das nicht möglich.
  • Weitere Website auf einer anderen Domain: Legen SEO-Firmen an, damit sie die volle Kontrolle haben und zum Beispiel in Google My Business mit einer Call-Tracking-Nummer anstatt der echten Nummer zu arbeiten. Services wie Yext blocken die NAP-Angaben (Name, Adress, Phone) für ein ganzes Jahr, was einen Wechsel immens erschwert.
  • Canonical Tags: Korrekt eingesetzt, ist das Canonical ein Segen, aber man kann auch jede Menge Unheil damit anrichten. Zum Beispiel Websites kopieren ohne das Canonical zu ändern oder es für die Webdesign-Firma oder einen guten Kunden zu setzen. Canonicals verweisen für jede Seite auf die Homepage oder eine komplette Website auf eine andere – alles kommt vor.
  • Wiederverwertung von Content: Vor allem Nischen-SEOs verwenden Dienstleitungsseiten und Blogs auf tausenden von Websites. Stox nennt als schlimmstes Beispiel aus seiner Erfahrung die Seiten eines Zahnarztes, die auf mehr als 30.000 anderen Webseiten erschienen!
  • Reviews: Gefälschte Reviews für Kunden sind gang und gäbe. Beliebt ist die manipulierte Vergabe von Bewertungssternen, um in den SERPs gut dazustehen.
  • Rollback von Websites: Alte Backups werden eingespielt und so die OnPage-Arbeit mehrerer Monate zunichte gemacht.
  • Mit Klagen drohen: Ein SEO-Unternehmen meldete einen populären Suchbegriff als Firmennamen an und drohte jedem mit Klagen, die „ihren Brand“ auf ihren Webseiten nennen. Leider haben viele der bedrohten Unternehmen eingelenkt und entsprechende Bezüge auf ihren Seiten entfernt.
  • Kein Conversion-Tracking: Das Setup wird gerne „vergessen“, damit der Kunde keine Möglichkeit der Erfolgsmessung hat. Jeder, der sich Content-, SEO-, Social- oder PPC-Maßnahmen bezahlen lässt, muss ein Tracking einrichten – alles andere ist unseriös!
  • 301-Redirect einer Website mit Penalty: Die Umleitung findet sowohl auf Mitbewerber als auch auf Seiten mit mehr Authority statt. Stox kam sogar ein Unternehmen unter, das mehrere abgestrafte Websites auf ein öffentliches Google Doc mit Firmendaten umleitete. Das Doc rankte sogar.